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und bemerkenswertes


Der meistgelesene Kulturblog der Hauptstadt – mit Kurzkritiken zu Theater, Tanz, Performance, Oper, Kunst, Kino und Literatur: bemerkenswert, sehenswert, hörenswert.

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The Romeo

Der Choreograf Trajal Harrell ist der letzte, der sich vorstellt. Die anderen, lassen uns wissen, wie oft sie in Disney Land waren (65 mal), oder welcher Nationalität sie angehören (I am French. Nobody is perfect.) Offene Bühne, volles Saallicht.

Und dann beginnt das Spiel: »Wir weben, wir weben!« schrieb Heine. Die Zeile könnte eine Überschrift sein für diesen Tanzabend. Jeder einzelne Spieler spinnt seinen individuellen Faden, bringt seine Einzigartigkeit in diesen Kosmos aus Bewegung; so verbindet sich das ganze Ensemble zu einem organisch atmenden Körper. Jeder der 14 Tänzer des Schauspielhaus Zürich Dance Ensembles webt seinen eigenen Ausdruck in diesen großen Teppich, der sich über anderthalb Stunden, Faden um Faden, verdichtet. Auch der Klangteppich verwebt zu einer filmischen Grundierung aus unterschiedlichsten Genres, wie Pink Floyd, Vladimir Cosma oder Erik Satie enthebt uns der Zeit, Leben und Tod.

Kongenial sind die Kostüme bei jedem neuen Auftritt neu erdacht, Versatzstücke tauchen immer wieder auf, zu neuen Kombinationen verschnitten, kulturelles Erbe geöffnet, vorgetragen wie Haut Couture. Wir entdecken Preisschilder, Kleiderbügel-Fragmente, Hemden als Kleider, Röcke als Oberteile getragen. Repetition und Variation finden wir auch in den Bewegungsmustern: ägyptische Armhaltungen, griechische Kreistänze, höfische Gruppentänze. Die immer gleichen Abläufe hypnotisieren und entwickeln einen mythologischen Sog.

Über den Abend scheinen sich auch die Bewegungen mehr und mehr zu befreien. Wir erleben ein Fest aus Körperformen, Klangfarben und kulturellem Ausdruck. Das Freie braucht die Offenheit und Imperfektion. Großes Tanztheater, das sich von Vorstellung zu Vorstellung weiter verdichten wird und immer neue Transformationprozesse anstoßen wird. Dringend empfohlen, nicht nur für Tanzfans.

Schauspielhaus Zürich, Pfauen
Mo 03.04. 20:00 
Sa 08.04. 20:00 
Sa 15.04. 20:00
So 16.04. 16:00
Do 27.04. 20:00
Fr 28.04. 20:00
So 30.04. 17:00
Mo 01.05. 18:00
So 07.05. 16:00
Mo 22.05. 20:00 

Isadora Duncan

@ Camille Blake
Jérôme Bel setzt seine persönliche Enzyklopädie des Tanzes fort. Diesmal mit einer Toten: Isadora Duncan (1877–1927). Die Autobiografie der Tanzikone, die den Tanz revolutioniert, hatte Jérôme Bel so inspiriert, dass er ein Stück über die unabhängige Frau machen wollte. Er fand die Tänzerin Elizabeth Schwartz, die von einer der Adoptivtöchter, der Isadorables, die überlieferten Solotänze weitergegeben bekam. Der Abend besticht mit seiner klaren Struktur. Die Zuschauer sehen jede Choreografie viermal: beginnend mit der Musik allein (von Schubert, Chopin und Skrjabin), dann Klavier und Tanz, dann die Bewegung mit Erläuterungen und ohne Musik und noch mal der Tanz mit Musik. Diese analytische Sezierung der Arbeit von Isadora Duncan lässt eine unerwartete Spannung entstehen und lässt einen aufmerksam werden für die filigranen Details, die eng mit der Biografie von Isadora Duncan verwoben sind. Ein gelungenes Stück Konzeptkunst für die Bühne, eine Lecture Performance zum Mitmachen. Tanz im August, Deutsches Theater Berlin So 18.8.2019 um 19 h Paris, Centre Pompidou, Festival Automne 3.–5. October 3 to October 5 November 28 to November 30 Aubervilliers (France), La Commune centre dramatique national d'Aubervilliers 28.-30. November 2019

Mega Israel

© Regina Brocke
Dieser Tanzabend ist nichts weniger als mega. Wer mit so einem Titel antritt, wie die Gauthier Dance/ /Dance Company legt die Latte auf Toplevel. Und Eric Gauthier weiß, was er tut. Die vier strahlendsten Choreographen aus Israel, Hofesh Shechter, Gai Behar und Sharon Eyal, Ohad Naharin, haben ihre gefragtesten Stücke mit der Company aus Stuttgart einstudiert. Der Abend löst ein, was er verspricht und katapultiert die Gauthier Dance/ /Dance Company damit in die Weltspitze. Weichheit und Wildheit bringt Hofesh Shechter in »Uprising« zusammen. Nach dem raufwütigen Männerstück setzen Gai Behar und Sharon Eyal mit sechs Tänzerinnen einen radikalen Kontrapunkt: »Killer Pig« könnte zeitgenössischer nicht sein. »Minus 16« von Ohad Naharin bringt das Publikum zum Kochen. Gerade im Zusammenhang entwickeln die drei Stücke eine Dynamik mit maximaler Sprengkraft und niemand verlässt unbewegt den Saal. Mega Applaus. Haus der Berliner Festspiele, Berlin Fr 12. April 2019 um 20 h Sa 13. April 2019 um 20 h So 14. April 2919 um 20 h Restkarten an der Abendkasse Theater Schweinfurt Fr 3. Mai und Sa 4. Mai 2019 Tollhaus Karlsruhe Di 7. und Mi 8. Mai 2019 Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg Di 21. Mai 2019 um 20 h

Nederlands Dans Theater

© Rahi Rezvani
»Das Beste. Oder Nichts«, sagte einst Gottlieb Daimler. Dieser Abend ist das Beste. Vier Stücke von drei Choreografinnen und zwei Choreografen spannen den Bogen des zeitgenössischen Tanzes von Marco Goeckes bizarren Gewaltbewegungen »Woke up Blind« bis hin zum seelenvollen Fließen und Kreisen von Sol León & Paul Lightfoots »Safe as Houses«, das das I Ging, das Buch der Wandlungen, mit Bachs »Komm süßer Tod« zu Ende malt. Dazwischen entkommen wir bei »The missing door« kaum dem Sog des futuristischen Irrgartens von Gabriela Carrizo aus Räumen, Zeitschleifen und unterdrückten Figuren. Mit Crystal Pites »The Statement« erklimmt das Ensemble des Nederlands Dans Theater den Gipfel. In rasendem Tempo und mit einzigartiger Präzision performen vier Tänzer einen Dialog aus Worthülsen. Jonathon Young hat die Texte geschrieben, die als Soundtrack aus dem Off die Bewegungen unterlegen. Jeden Tag hört man Politiker solche Sätze sagen, die eigentlich nichts sagen. Die Diskrepanz zwischen gesprochenem Wort und Subtext wird deutlich. Die Archaik der Bewegung macht die Absurdität des intellektuellem Geschwafels erst sichtbar und spürbar. Crystal Pites lässt die Tänzer mit dem Konferenztisch, miteinander und mit den gegnerischen Parteien interagieren. Ihre prägenden Jahre mit William Forsythe und seiner Company werden hier deutlich. Die überragende darstellerische Ausdruckskraft der NDT-Tänzerinnen und Tänzer zusammen mit den innovativsten Choreografinnen und Choreografen unserer Zeit machen diesen Abend zu einem wahren Gesamtkunstwerk. Haus der Berliner Festspiele, Berlin Mi 29. November 2017 Do 30. November 2017 Fr 1. Dezember 2017 Sa 2. Dezember 2017 jeweils 20 h Festspielhaus Baden Baden Sa 16. Juni 2018 um 18 h So 17. Juni 2018 um 17 h Sadler’s Wells, London Di 26. Juni 2018 Mi 27. Juni 2018 Do 28. Juni 2018 Fr 29. Juni 2018 jeweils 19:30 h

Kreatur

© Sebastian Bolesch
Ein Klang-, Licht-, Kostüm- und Bewegungsteppich vom Feinsten. Anderthalb Stunden lang breiten Sasha Waltz und ihre vierzehn Tänzer ein Perfektionssektakel auf der Bühne aus, das ästhetischer kaum sein könnte. Die Kostüme entstammen gleichsam einem Bauhaus des 21. Jahrhunderts und illustrieren, wie schöne Hüllen manchmal nur schöne Geräusche produzieren – ohne etwa zu erzählen. Es gibt die Waltz’schen Körperansammlungen, -entblößungen, -verknotungen, dazu Verzerrfolien, Pusteblumenoutfits, einen Balken, eine Treppe. Es tut sich viel, manchmal auch unisono, allein die Wildheit der Kreaturen hält sich in klar definierten Grenzen. Kontrolle dominiert. Ausbrüche oder Überraschungen fehlen. Vielleicht hätte der Abend als begehbare Installation in seiner Breite gut funktioniert, die Verdichtung des Stoffes zu einem Bühnenstück hätte man sich weit deutlicher gewünscht. Jubelrufe und Buhs.
Tanz im August, Haus der Berliner Festspiele Do 24. August 2017 um 21 h Radialsystem Berlin Mi 20. Dezember 2017 Do 21. Dezember 2017 Fr. 22. Dezember 2017 Mi 27. Dezember 2017 Do 28. Dezember 2017 Fr 29. Dezember 2017 jeweils um 20 h

Raus

© Etienne Girardet, pacificografik.de
Ein Bauzaun versperrt den Blick auf die Bühne. Nach und nach bekommt der Zuschauer Einblick in das, was dahinter vor sich geht. Vierzig junge Berliner zwischen 13 und 19 Jahren singen, tanzen und spielen zum Thema »Raus«. Da geht es um Flüchtende, Freiheit, Grenzen, aber auch um Pubertät als Grenzerfahrung, erste Liebe, Mut und was es bedeutet anders zu sein. Mit viel Gespür für zarte Nuancen und große Gesten inszeniert Rachel Hameleers, die künstlerischen Leiterin der Kreuzberger »Academy«, diesen hinreißenden Abend. Sie brennen, diese Kids, und sie reißen mit, mit Ihrer Begeisterung und ihrem Talent. Eine Produktion, die man auf keinen Fall verpassen darf. Alte Feuerwache, Berlin Mi 22. Juni 2016, 19:30 h Do 23. Juni 2016, 19:30 h Fr 24. Juni 2016, 19:30 h Sa 25. Juni 2016, 16 h Restkarten an der Abendkasse Academy Casting Workshop Sa 17. September 2016, 12–16 Uhr oder So 18. September 2016, 12–16 Uhr

Deleted Scenes

© Dieter Hartwig
Was macht eine Ballettausbildung aus einem Körper? Wie bestimmt die Erfindung von Ballett unsere Wahrnehmung? Sergiu Matis beginnt seine humorvolle Ausgrabungsarbeit 1661, mit der Gründung der Académie Royale de Danse in Paris. Gemeinsam mit Maria Walser und Corey Scott-Gilbert erkundet er verschüttete Bewegungen, die vielleicht wegen des dominanten Ballettvokabulars auf der Strecke blieben. Der Abend spekuliert und fabuliert über vermeintlich Gelöschtes. Stellenweise arbeiten sich die drei Tänzer an den Visionen sichtbar ab. Trotzdem baut die Performance mit ihrer klaren Struktur einen fazinierenden Spannungsbogen über 50 Minuten und man beginnt mehr und mehr zu entziffern. Ufer Studios, Berlin Sa 4. Juni 2016, 20:30 h So 5. Juni 2016, 20:30 h

(Golden Hours) As you like it

© Anne Van Aerschot
»How can moments go so slow?«, singt Brian Eno und dazu bewegen sich elf Tänzer in Zeitlupe. Man merkt wie erstaunlich Enos Nummer »Golden Hours« zu Anne Teresa De Keersmaekers Stil passt. Nach dem Intro entwickelt sich »(Golden Hours) As you like it« dann zu einem Handlungsballett des 18. Jahrhundert, mit Anleihen aus dem Ausdruckstanz. Performt wird Shakespeares Komödie »Wie es euch gefällt« (1599), sporadisch begleitet von Brian Enos Album »Another Green World« (1975) und eingeblendeten Dialogzitaten. Die elf fabelhaften Tänzer illustrieren ausdrucksvoll und körperlich als sprächen sie die Dialoge innerlich. Für die Liebestollheit von Shakespeares Komödie interessiert sich De Keersmaeker aber nicht. Mit formaler Strenge gestaltet sie das Spiel um Sein und Schein, Liebe und Geschlecht, Identität und Freiheit. Ironische Noten sind spärlich. Und so bleibt Shakespeares Komödie eine kühle Interpretation – trotz der Verve und des Esprits der jungen Rosas Tanzcompany. cultuurcentrum Hasselt, Belgien Di 12. April 2016 STUK Kunstencentrum Leuven, Belgien Fr 15. und Sa 16. April 2016 La Filature Mulhouse, Fankreich Di 19. April 2016 Opéra de Lille, Frankreich Di 26. und Mi 27. April 2016 Ruhrtriennale, Bochum Do 22 bis Sa 24. September 2016 weitere Termine

Nederlands Dans Theater

© Rahi Rezvani
Sehnsuchtsvolle Töne von Max Richter begleiten das Stück »Stop-Motion« von Sol León und Paul Lightfoot. Sieben Tänzer erzählen von Abschied und Transformation und bauen das dritte Stück des Abends langsam und mit großer Intensität zu einem Magnum Opus, dem man noch Stunden zusehen könnte. Prince Credell und Roger Van der Poel machen ihr Pas de deux zum Höhepunkt des Abends – träumen, lassen los, verändern und knüpfen damit an die Ära Jiří Kylián an, der das NDT zum Weltruhm führte. Nach 15 Jahren ist die Company nun endlich wieder in Berlin zu sehen. Am Premierenabend stehende Ovationen. Haus der Berliner Festspiele Berlin Do 29. bis Sa 31. Oktober 2015, jeweils 20 h Festspielhaus Baden Baden 9. und 10. April 2016 New York City Center 16. bis 19. November 2016

29.10.2015

Aerobics

© Laurent Philippe
Schwarze Bühne, keine Musik, nur Atem und Bewegung. Drei Akte lang. Paula Rosolen hat mit sieben Tänzerinnen und Tänzern eine Dekonstruktion von Aerobics versucht. Tatsächlich entsteht aus dem Vorführen des aerobischen Bewegungsvokabulars eine Art Ballett und man beginnt darüber zu grübeln, was Ballett eigentlich ist. Die stärksten Momente die Abends gelingen in den Pas de deuxs, in denen sich ein tänzerischer Dialog entspinnt. Der Abend hat Witz und Verstand, und doch hätte man sich mehr dramaturgische Komposition und Distanz zum Originalmaterial gewünscht. Jane Fonda hat Aerobics zum Welterfolg gemacht. Ohne sie wüsste heute wohl keiner um dieses Fitness Programm, das einst für die US Air Force entwickelt wurde. Sophiensäle, Berlin So 4. Oktober 2015 Mousonturm, Frankfurt Do 22. Oktober 2015 Fr 23. Oktober 2015 Sa 24. Oktober, jeweils 20 h Kondenz-Festival, Belgrad Mo 26. Oktober 2015

Tino Sehgal

© Mathias Völzke
Eine große Werkschau im Martin-Gropius-Bau – und es gibt keine Fotos, kein Plakat, keinen Katalog. Das ist Konzept. Man muss kommen und selbst erfahren, was hier passiert. Es wird gesungen, gesummt, geredet, getanzt, geküsst, das Museum wird zur Bühne, der Betrachter zum Mittäter und was man erlebt, bewegt sich irgendwo zwischen Tanzperformance und Aktionskunst. Präsentiert werden fünf Werke, unter anderem »This Variation« von der Documenta 2012, bei dem die Performer mächtig aufmischen. William Forsythe sagte einmal zu seinem Eleven Tino Seghal, er hätte die Tanzwelt nicht verlassen, er hätte sie erweitert. Das tut Sehgal auch mit seiner walking installation namens »This Progress«, die gerade im Haus der Berliner Festspiele gezeigt wird. Der Rundgang beginnt mit einer Frage, die einem ein Kind stellt: Was ist Fortschritt? Je nachdem was man antwortet, wird dieses Gespräch weitergeführt von Teenagern, Erwachsenen und Senioren. Das machte Sehgal schon im Guggenheim in New York und auf der Agora in Athen. Beides große Kunst und unbedingtes Muss für diesen Kultursommer. Werkschau Martin-Gropius-Bau, Berlin 28.6.bis 8.8.2015 Mi–Mo 10 bis 19 h »This Progress« Foreign Affairs – International Performing Arts Festival Haus der Berliner Festspiele, Berlin 25.6. bis 5.7.2015, jeweils von 17 bis 21 Uhr

Gala

© Dorothea Tuch
Was hier geschieht grenzt an ein Wunder. Jérôme Bel versammelt knapp 20 Menschen auf der Bühne: Frauen, Männer, Kinder, Teenager, Rentner, Transgender, Menschen im Rollstuhl, mit Downsyndrom, Profitänzer, Schauspieler, Laien. In allen Farben und Formen, so divers, dass es eine Freude ist. Er schafft einen Raum, in dem sie sich frei und voller Würde bewegen, als hätten sie nie etwas anderes getan. Sie zeigen uns ihre Version von Pirouette, Grand Jete, Walzer, Moonwalk, Verbeugung. Wir lieben jeden Einzelnen und jede einzelne Ausführung – je weiter entfernt von der Perfektion, desto spannender. Plötzlich sind die Amateure fesselnder als die Forsythe Tänzer. Warum bewegen wir uns? Und was ist Tanz? Der Abend entwirft eine Gegenposition zu Repräsentation, Imitation, Stereotyp. »Gala« ist große Konzeptkunst. Eine Hymne der Menschlichkeit. Jérôme Bel feiert den Unterschied und schafft eine Ensembleleitung aus einzigartigen, originären und authentischen Wesen. Langer Applaus. Hebbel am Ufer, Berlin Do 25.06.2015, 20 h, HAU1 Restkarten an der Abendkasse Tanzhaus, Düsseldorf Do 27. August 2015 Fr 28. August 2015 Festival Automne, Paris 17. September bis 5. Dezember 2015 u.a. Théâtre de la Ville Mo 30. November bis Mi 2. Dezember 2015 Tanzquartier Wien Di 12.–15. Januar 2016 Hebbel am Ufer, Berlin Fr 15. Januar 2016 Sa 16. Januar 2016 Kammerspiele München Di 9. und 10. Februar 2016 Montpellier CDN Di 15. und 16. März 2016 Hebbel am Ufer, Berlin Do 5. bis So 8. Mai 2016 Hebbel am Ufer, Berlin Sa 17. September 2016 Kampnagel, Hamburg Do 6. Oktober 2016 Fr 7. Oktober 2016 Sa 8. Oktober 2016 jeweils 20 h Mousonturm, Frankfurt Di 8. und Mi 9. November 2016 um 19:30 h Theater Freiburg Do 25. Mai 2017 um 19:30 h Hebbel am Ufer, Berlin Mi 5. April 2017 Do 6. April 2017 Mi 12. April 2017 Do 13. April 2017

A Flowering Tree

© Mats Bäcker
Die zeitgenössische Oper von John Adams erlebte gerade ihre blühende Skandinavien Premiere. Mit opulenter Reduziertheit und traumwandlerischer Unmittelbarkeit inszeniert Nicola Raab das indische Märchen zu einem Gesamtkunstwerk. Vom ersten Moment entfaltet sich der Abend mit großer Selbstverständlichkeit als Musik-Tanz-Theater in grandiosen Bildern. Die Liebesgeschichte, die mit ihren Prüfungen an die Zauberflöte erinnert, wird von nur drei Sängern erzählt und berührt in ihrer Einfachheit. Ein unspektakuläres Spektakel höchster Klangkunst. Stehende Ovationen bei der Premiere. Und eine Reise nach Göteborg wert. Göteborgs Operan So. 15. Februar 2015 Fr. 20. Februar 2015 So. 1. März 2015 Do. 5. März 2015 So. 15. März 2015 Mit. 18. März 2015 Sa. 21. März 2015 Sa. 28. März 2015

Bach/Passion/Johannes

© Benoîte Fanton
Simon Rattle nannte den Kreuzige Chorus das »Sacre du Printemps« des 18. Jahrhunderts. Auch der Anfang von Bachs Johannes Passion ist alles andere als melodische Musik. Aber Laurent Chétouane fängt nich an, wo es anfängt. Der Abend beginnt mit den Tod Jesu. Die Johannes Passion ist ein Stück für Sucher und so wandert ein Kollektiv aus vier Tänzern, einer Sängerin und sieben singenden Instrumentalisten barfüßig durch die Passion. Aus dem musikalischen Dickicht Bachs destillieren sie einen kargen Klang. Mit dieser Freilegung gelingt ihnen aber nicht immer eine Offenbarung: zu oft verschwimmt das Zarte zur Unhörbarkeit. Bachs gewaltige musikalische Bilder gehen flöten. Das Offene bei Bach ist der Moment des Todes, der nicht zu beweinen ist, sondern zu ergreifen: der Anfang einer nie gekannten Freiheit. Dieser Offenheit will uns die Inszenierung näherbringen: »Es ist vollbracht«. Aber dort endet der Abend nicht. Auch das Ewigkeitsgefühl will ausgehalten sein. Oktober, Kampnagel, Hamburg Do, 2.10.2014 Fr, 3.10.2014 Sa, 3.10.2014 jeweils 20 h November, HAU Hebbel am Ufer Berlin 8./ 9. und 11.11.2014 Dezember, Tanzhaus NRW Düsseldorf 13. und 14.12.2104 Januar, Tanzquartier Wien 16 und 17.1.2015 Mai, Le Maillon Pôle Sud, Strasbourg 28 und 29.5.2015 Juni, Rencontres chorégraphiques internationales de Seine-Saint-Denis / Paris 12. und 13.6.2015

Sketches/Notebook

© Iris Janke
Als Zuschauer betritt man den »Werk-Raum« und ist in diesem Moment kein Zuschauender mehr: Man wird eingesogen in eine Echtzeitversuchsanordnung, in der wirklich etwas versucht wird. Wir sehen Bewegung und Bewegtheiten, Hingeworfenes und sich Hineinwerfendes. Meg Stuarts Spieler setzen sich der Rauheit der Unvollendetheit aus und bewahren sich und uns die Offenheit dem Entstehen zu lauschen. Die Töne, die dabei zu Tage treten sind das Beglückendste und Lebendigste, was man seit langem gesehen hat. Ob das in den sehr viel größeren Raum des HAU 2 transferiert werden kann ohne die Intimität zu verlieren, wird sich zeigen. HAU 2, Hebbel am Ufer, Berlin Mi bis Sa 1.–4.Oktober 2014 »Sketches/Notebook«

Mütter opfern Frühling

© Dorothea Tuch
Am Ende des Abends bleibt die Frage: Wo ist die Mütterlichkeit? Nach dem gefeierten Väterabend »Testament« bringen She She Pop jetzt den Mütterreigen »Frühlingsopfer« auf die Bühne. In einem klugen Setting mit altarartigem Doppel-Diptychon bleiben die Mütter distanzierte Projektion. Die vier Spieler interagieren mit den überlebensgroßen Mutterbildern, projizieren sich hinein und hinaus. Diese »Ein-Bildungen« entsprechen vermutlich genau der realen Beziehungsebene. Mit dieser Interpretation von Strawinskys »Le Sacre du printemps« ist She She Pop ein konsequenter Abend gelungen. Applaus und Blumenregen. Hebbel am Ufer, HAU1 Sa 12.04.2014, 20:30 h So 13.04.2014, 17 h Mo 14.04.2014, 20 h Di 10.06.2014, 20 h Mi 11.06.2014, 20 h Do 12.06.2014, 20 h Mousonturm, Frankfurt am Main Sa 26.04, 20 h So 27.04.2014, 18 h Kaserne Basel Do 26.6.2014, 20 h Fr 27.6.2014, 20 h Sa 28.6.2014, 20 h Kampnagel Hamburg 15. bis 17. Januar 2015, jeweils 20 Uhr

Tauber Bach

© Julian Röder, Ju/Ostkreuz
Alain Platel ist zurück in Berlin. Diesmal gleichsam als Preview zum Theatertreffen 2014. Sein neustes Stück »tauberbach« tänzelt am Rande der Existenz genau vor diesem Abgrund herum. Dazu hört man Bach, gesungen von Gehörlosen. Platels Glück sind seine Tänzer vom Ballets C de la B: Tiere, Wesen, Expressionen in urwüchsigem Gesten, finden sie eine Gebärdensprache für den Gesang der Gehörlosen. Kitsch inklusive. 4. bis 6. März 2014, jeweils 20 h im HAU 1

4.03.2014

Der Tanzflüsterer

© Thomas AurinVier Tänzer bewegen die »15 Variationen über das Offene« durch den Raum, loten ihm aus, streichen durch die Leere der Bühne, als wäre sie eine Ausgrabungsstätte mit der Gefahr, dass ein wertvoller Fund zertreten werden könnte. Die Fragilität wird von drei Livemusikern kongenial untermalt. In keinem Moment wird sie gestört. Der Flüsterton hält bis zum Ende. Laurent Chétouane inszeniert eine sachte Suche des Äußeren im Innen und der Innerlichkeit im Außen. Heute noch mal um 20 h im HAU 1 Restkarten an der Abendkasse

31.08.2013

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Nackt im Wind

2000 tanzte Tino Sehgal sein Stück »ohne Titel« selbst. Bei »Tanz im August« performen drei Tänzer an drei verschiedenen Orten jeweils diese eine Choreografie: Boris Charmatz, Frank Willens und Andrew Hardwidge. Drei nackte Körper zeigen ein und den selben Ritt durch die Geschichte des Tanzes des 20. Jahrhunderts – von den Expressionisten bis Meg Stuart sind alle dabei. Frank Willens ragt ganz klar heraus aus diesem Trio und man möchte nach 55 Minuten nicht weiterziehen. Er tanzt, als würde uns Robert De Niro aus dem Zitatenschatz vorlesen: grandios, präzise und mit leiser Ironie. Noch mal zu sehen, umsonst und draußen vor dem HAU 2 Mittwoch 28. und Donnerstag, 29.8.

Hüpfendes Glück

Gut zwei Wochen lang kann man jetzt auf den Südgelände in einem »Choreographic Object« von William Forsythe und Dana Caspersen herumspringen. 1997 feierte das »White Bouncy Castle« in London Premiere und durfte dort das erste Mal behüpft werden. Jetzt kommt es im Rahmen des Foreign Affairs Festivals der Berliner Festspiele nach Berlin. Laufen, springen, sich gegen die Wand werfen, auf den Boden fallen kann man zum Soundtrack von Joel Ryan. Man sollte auch Kondition mitbringen, denn fürs Hüpfen braucht man ziemlich Puste. Am Wochenende ist mit Wartezeiten zu rechnen. »White Bouncy Castle« Freitag 28. Juni bis Sonntag, 14. Juli 2013 Di, Mi, Fr: 14:00–19:30 h Do: 16:00–22:00 h Sa & So 12:00–18:00 h Lokhalle Schöneberg Die Lokhalle Schöneberg befindet sich direkt hinter der S-Bahn Station Priesterweg, Ausgang Naturpark Noch mehr Installationen von William Forsythe: Suspense & The Defenders Part 3 Mi – Mo 12:00–19:00 h Do 12:00 – 21:00 h KW Institute for Contemporary Art

27.06.2013

M!M – getanzte Freundschaft

© Oliver FantischSinn entsteht durch Zusammenhang, durch Beziehung. Diesem Entstehen lauscht man, wenn man Matthieu Burner und Mikael Marklund zusieht, wie sie ihre Beziehung zum Raum, zur Umgebung und zu einander erforschen. Begleitet von Beethovens Violin Konzert entfaltet sich dabei ein Tanz, der eine neue Sprache findet, weil die Vokabeln anders ausgesprochen werden als im konventionellen Tanz. Laurent Chétouane hatte den Auftrag zum 50. Geburtstag des deutsch-französichen Freundschaftsvertrages eine Choreografie zu entwickeln: »Wir sollten wieder wagen, eine Utopie in den Raum zu stellen, die Frage nach dem Wir,« sagt Chétouane. Zu sehen ist der schwerelose Einstünder am 23. Mai 2013 — Festival Perspectives, Saarbrücken 7. und 8. Juni 2013 — Kanagawa ArtsTheatre, Yokohama, Japan 19. Juni 2013 — ParisArt, June Events, Paris 10. und 11. Oktober 2013 — Theater Bremen

20.05.2013

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Die Menschlichkeit des Menschen

Jérôme Bel und Laurent Chétouane im Interview über ihre neuesten Stücke »Disabled Theater« und »Sacré Sacre du Printemps«. Es geht in dem Gespräch um dem Umgang der Gesellschaft mit Andersheit, über die Ergründung der Minorität in einem selbst, über die pure Gegenwart und die Lust an Bewegung, über das Bewußtsein der Performer beobachtet zu werden und das Ende der Repräsentation. Jetzt online auf der Tanz-Seite des Goethe Instituts. Die nächsten Termine in Hamburg, Kampnagel: 1. und 2. Februar, Sacré sacre du printemps 14. bis 16. Februar, Disabled Theater Berlin, Hebbel am Ufer: 9. und 10. März, Disabled Theater

21.12.2012

Das HAU ist jetzt blau

Am Donnerstag, 1.11., eröffnet das Hebbel am Ufer mit dem »Disabled Theater« von Jérôme Bel, das so viel Gegenwart und Leidenschaft in sich trägt, dass es einen durch den ganzen Winter bringen wird. Die neue Hausfarbe des HAU ist Waschmittelblau und erinnert mehr an Vollreinigung denn an Theater. Die Tiere wiederum mehr an Zirkus – es glotzen ein Lama, ein Panther, und jede Menge Äffchen von den Plakaten. Sehen und gesehen werden, sprach der Pfau.

Jérôme Bel: Disabled Theater

© Michael Bause»Die Behinderungen dieser Menschen«, so Jérôme Bel, »sprengen mein theatralisches und choreografisches Know-how. Sie sind eine lebende Unterwanderung des Theaters und des Tanzes.« Jérôme Bel interessiert von jeher für die humorvolle Auflösung der Repräsentation. Mit den Schauspielern des Theater HORA erkundet er auch den Blick der Gesellschaft auf das Andere und das vermeintlich Unkonventionelle. Juli 12.–15. Avignon, Festival d'Avignon August 23.–25. Essen, Ruhrtriennale 29.–31. Zürich, Theater Spektakel September 1. Zürich, Theater Spektakel 7.–8. Genf, Festival La Bâtie 12.–16. Kassel, dOCUMENTA (13) 18.–19. Mainz, Grenzenlos Kultur Oktober 3.–6. Zürich, Internationales Tanzfestival Yeah Yeah Yeah 10.–13. Paris, Festival d’Automne November 1.–3. Berlin, Hebbel am Ufer

Es lebe der Sport

© Etienne GirardetBerliner Jugendliche zwischen 13 und 19 tanzen, singen und spielen zum Thema Sport (Regie: Rachel Hameleers). Die 35 Akteure brennen für ihre Performance. Spielfreude pur. Für dieses Sportstück verpasst man gerne ein Europameisterschaftsspiel. Vorstellungen von »Anpfiff«: Do 14.06.2012 19:30h Fr 15.06.2012 19:30h Sa 16.06.2012 16:00h Alte Feuerwache Oranienstraße 96 10969 Berlin Karten unter (030) 253 992 10

© Etienne Girardet

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